Es ist wieder Zeit für Waldmeister und damit eine gute Möglichkeit, einen Mythos aufzudecken: Der uns bekannte Waldmeistergeschmack hat nur sehr wenig mit dem tatsächlichen Aroma des Wildkrauts zu tun. Wie du das meiste aus der Pflanze herausholst und was du dabei beachten solltest, verraten wir dir hier.
Einfaches Rezept für Waldmeister-Eis
Als ich noch klein war, besuchte ich mit meinem Bruder und meinen Cousins im Frühsommer häufig meine Oma. Wenn es draußen endlich wieder wärmer wurde, machten wir direkt einen Ausflug in das nächstgelegenste Freibad, wie so viele andere Kinder auch. Und wie so viele andere Kinder auch, plünderte wir nach der ersten Runde im Wasser den Kiosk, um unsere Gelüste nach fettigen Pommes und kaltem Eis zu stillen. Besonders hoch im Kurs standen bei meinem Kindheits-Ich Süßigkeiten in grellen Farben – je schriller, desto besser. Das cremig-grüne Waldmeister-Eis liebte ich dabei besonders.
Erst als ich älter wurde und begann, mich für Wildkräuter zu interessieren, änderte ich meine Meinung dazu. Ich stellte fest, dass selbst gesammelter Waldmeister komplett anders schmeckte als das Aroma, das ich kannte. Also begann ich, zu experimentieren. Natürlich musste ich Waldmeister-Eis zubereiten, daran führte kein Weg vorbei. Als ich probierte, war ich überrascht: Das Aroma, das ich aus meiner Kindheit als quietschsüß und künstlich in Erinnerung hatte, schmeckte frischer, fast heuartig. Und vor allem: viel besser als jedes gekaufte Eis, das ich je probiert hatte.
Möchte man den Waldmeistergeschmack beschreiben, fällt das gar nicht so leicht. Zumindest, bis man ihn im Kopf mit bekannteren Aromen vergleicht. Zimt kommt in den Sinn, oder Tonkabohne. Das ergibt viel Sinn, wenn man sich anschaut, was dem Waldmeister seinen Geschmack gibt. Der Stoff heißt Cumarin und kommt in allen drei Pflanzen vor. Cumarin verleiht ihnen einen frischen und intensiven Geschmack. Aber Achtung: In großen Mengen ist der Stoff giftig, kann Kopfschmerzen und Unwohlsein auslösen. Daher sollte man nie mehr als drei Gramm Waldmeisterblätter auf einen Liter Flüssigkeit anwenden – wenn man beabsichtigt, diesen komplett zu verzehren.
In unserem Waldmeister-Eis ist das Cumarin allerdings nicht bedenklich, also kannst du ganz ohne Angst den echten Geschmack von Waldmeister genießen. Grün wird das Eis übrigens nicht. Möchtest du ein bisschen Farbe in der Waffel haben, solltest du die Masse mit Lebensmittelfarbe färben.
Lust auf mehr Arten und Weisen, das Waldkraut zu verarbeiten? Dann mach doch ganz klassisch einen Waldmeister-Wackelpudding oder bereite daraus eine Maibowle zu. Die Basis von beidem ist ein intensiver Waldmeistersirup.

Waldmeister-Eis
Zutaten
- 5 Stiele Waldmeister
- 400 ml Sahne
- 100 ml Milch
- 4 Eigelb
- 80 g Zucker
- 1 Prise Salz
Zubereitung
- Übergieße den Waldmeister mit Sahne und Milch.
- Erhitze das Gemisch, bis es fast kocht. Lass es etwa 5 Minuten auf dieser Temperatur ziehen. Seihe dann den Waldmeister ab.
- Schlage die Eigelbe mit Zucker und Salz schaumig auf. Gieße nach und nach die heiße Milchmischung hinzu. Achte darauf, dies langsam zu tun und gut zu rühren, damit das Eigelb nicht gerinnt.
- Fülle die Mischung erneut in den Topf und erhitze sie unter Rühren, bis sie andickt. Teste, indem du einen Kochlöffel mit der Mischung benetzt und darauf pustest. Bildet sich dabei eine Art Rose, ist die Masse bereit.
- Kühle die Masse auf einem Eisbad ab. Wenn sie kalt ist, fülle sie in eine Eismaschine 🛒 und lass sie dort zu Eis werden.
Notizen
- Lass den Waldmeister welk werden, bevor du ihn verwendest.
- Wenn du keine Eismaschine besitzt, stelle die Masse in einem gefriergeeigneten Behälter ins Gefrierfach. Friere es etwa 4 Stunden, rühre es dabei halbstündlich um.
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